Die Mondchroniken (1997)

     
  Unterdessen auf dem Mond (1)

Die Marsmännchen hier langweilen sich total. Das einzige, was die Monotonie manchmal unterbricht, ist, wenn ein UFO einen Unfall macht oder wenn eine Verwechslung aufgedeckt wird, denn die Marsmännchen sind alle so grün, daß keiner die anderen unterscheiden kann. Nur Namen können hier eine gewisse Regelung bewerkstelligen, beispielsweise auf dem Perso, der Rentenbescheinigung, die meistens zu Hause auf dem Nachttisch liegen, oder der Grabinschrift. Da aber die einzelnen Marsmännchen ihren jeweiligen Namen nur durch sich selbst bestätigen können, ist es ein wahres Tohuwabohu, bei einem UFO-unfall oder ähnlichem die Personalien der Toten festzustellen, geschweige denn eine Grabinschrift zu erstellen. Nur durch analytische Betrachtungen und rechnerisches Ermitteln von Raum-Zeit-Beziehungen, kann man dann über diverse Wege der Infinitesimalrechnug die exakten Raum-Zeit-Koordinaten herausarbeiten, zu denen der Tote wann und wo geboren wurde. Diese Raum-Zeit-Koordinaten sind einem Namen eindeutig zugeordnet, der dann auf den Grabstein gemeißelt wird. Dann wird geweint !!!

Da die Marsmännchen aber auch nur Marsmännchen sind, machen sie auch Fehler, und es kommt vor allem im Alltag zu Verwechslungen. Dazu ein simples Beispiel:

Ein Marsmännchen nennt seine Mutta Mutta, während ein anderes Marsmenschen Mutta mit Vornamen heißt. Dadurch kann es passieren, daß das eine Marsmännchen seine Mutta mit Mutta ruft und Mutta kommt und sich so als seine Mutta bestätigt. Wenn solche Verwechslungen aufgedeckt werden, dann wird gelacht !!!

 
     

 

     
  Unterdessen auf dem Mond (2)

Nachdem den Marsmännchen so unmarsmännlich langweilig ist, daß sie schon ganz giftgrün anlaufen, basteln sie sich nun aus Mondfrüchten Hörner und Ohrlappen, die sie sich anziehen, um sich zu unterscheiden.

Zuerst haben sie über ihr Aussehen gelacht. Dann haben die beiden Gruppen sich gegenseitig ausgelacht und schließlich ist das Lachen versiegt, denn man kann ja nicht ständig über das gleiche lachen.

Da aber jetzt soviel gelacht wurde, ist das Gleichgewicht der Launen zerstört und deshalb erfinden die Marsmännchen ein Spiel: Die mit Hörnern bekommen von denen mit den Ohrlappen auf den Kopp, und die mit den Ohrlappen bekommen von denen mit den Hörnern auf den Kopp. 

 
     

 

     
  Unterdessen auf dem Mond (3)

Weil es hier auf dem Mond ja so viele Krater gibt, plumpst ab und zu auch mal ein Marsmännlein hinein. Auch durch die ganzen UFO-Unfälle würden die Marsmännchen ganz schön dezimiert, vielleicht sogar ganz ausgerottet, wenn da nicht die Sache mit dem Steine-Werfen wäre. Wirft ein Marsmännchen nämlich einen Quarzstein an den Kopp eines anderen Marsmännchens, so macht es PUFF, und ... es entsteht ein weiteres Marsmännchen neben dem anderen. Das Problem hierbei ist nur, daß die Marsmännchen so gerne mit den Quarzsteinen spielen und dabei auch öfters mal welche an die Köppe bekommen und damit eine Vielzahl neuer Marsmännchen produzieren.

Es entsteht so ein regelrechter Platzmangel und wie bei einem Sieb purzeln bei einer solchen Vielzahl von Marsmännchen viel mehr in die Krater herein, weil zwischen den Kratern im Gedränge kein Platz mehr ist. Und auch die UFO-Unfälle steigen an, da bei einer größeren Menge von Verkehrsteilnehmern die Luftwege viel unübersichtlicher sind und Kollisionen häufiger.

 
     

 

     
  Unterdessen auf dem Mond (4)

Damit die Marsmännchen genug Energie haben um ihre Spielchen zu treiben und UFOs zu fliegen, müssen sie große, kugelige Felsbrocken in die Krater rollen - und das tun sie auch tagtäglich, lebenslänglich -. Ist ein Krater bis oben hin voller Felsbrocken, so brauchen sich die Marsmännchen nur oben drauf zu setzen und bekommen für einige Zeit genug Energie.

So rollen sie die Felsbrocken tagein, tagaus, und ein Krater nach dem anderen füllt sich. Sind aber die Krater gefüllt, fallen keine Marsmännchen mehr hinein und so sind eines Tages mehr Marsmännchen als Krater da.

 
     

 

     
  Unterdessen auf dem Mond (5)

Schleppen sie mal keine Felsbrocken, basteln sich die Marsmännchen verschiedene Geräte mit denen sie Zeit sparen können. Das klappt ganz gut und die Marsmännchen sparen immer mehr Zeit ein, da sie die eingesparte Zeit wiederum dazu verwenden eben jene Geräte zu fabrizieren und so die Menge der Zeit, die eingespart wird, zu potenzieren. Und so sind sie stets am erfinden und fabrizieren von neuen Geräten und am schleppen schwerer Felsbrocken, die ihnen und ihren Geräten die nötige Energie liefern. Mit der Zeit haben sie sich dann einen großen Zeitcontainer gebastelt, weil sie gar nicht mehr wußten, wohin mit der ganzen Zeit, und nun gibt jedes Männchen sein Zeitquantum in den Container. Immer in der Angst der Container könnte irgendwann leer sein, ist es die Pflicht jedes Marsmännchens gegenüber der Gemeinschaft, täglich sein Quantum beizusteuern. Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen, wenn sie eines Tages mal nicht mehr die Zeit hätten, sich dem Lachen, Weinen oder dem Hörnerspiel hinzugeben.  

 
     

 

     
  Unterdessen auf dem Mond  (6)

Sind unsere Marsmännchen mal ratlos und wissen nicht mehr weiter, dann gehen sie zu dem alten, weisen Mann mit dem weißen Rauschebart, erzählen ihm ihre Probleme und dann ist gut!

Der Mann mit dem Rauschebart hält seine schützende Hand über alle(s). Er hat 6 Finger, weil er besonders intelligent und mächtig ist.

Man munkelt, daß jener Herr auch die ersten Quarzsteine geworfen habe.    

 
     

 

     
  Unterdessen auf dem Mond (7)

Heute ist die Beerdigung von Mutta. Mutta  ist gestorben und nun stehen alle um ihr Grab, weinen und werfen einheimische Gewächse hinein.

Schließlich kommt durch den Totengräber und mit Hilfe einiger Angehöriger heraus, daß die falsche Mutta begraben wurde, also die Lebendige, während die tote Mutta noch zu Hause in ihrem Bett liegt und schon etwas vor sich hin modert.

Und so lachen alle und gehen nach Hause.    

 
     

 

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