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Bananen sind nicht blau!

IllustrationIn welcher Farbe wir einen Gegenstand wahrnehmen, steht nicht „naturgegeben“ fest. Die Farbwahrnehmung wird in erheblichem Umfang von unserem Vorwissen über das Aussehen von Objekten beeinflusst. Dies hat jetzt ein Forschungsteam um die Psychologen Thorsten Hansen und Karl Gegenfurtner von der Justus-Liebig-Universität Gießen nachgewiesen.

Bei den Versuchen wurden Probanden Bilder von Früchten gezeigt, die in der Realität immer in einer bestimmten typischen Farbe auftreten. So sind bekanntlich Bananen gelb und Möhren orange. In den Versuchen war es die Aufgabe der Probanden, die Farbe der Früchte am Computer so einzustellen, dass sie „unbunt“ aussahen, also wie auf einer Schwarzweiss-Fotographie.

Am Anfang jedes Versuchs wurde dabei die Frucht in einer zufällig gewählten Farbe dargestellt. Die Probanden konnten nun aber die Farbe der Objekte auf dem Bildschirm mittels einer Tastatur verändern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Probanden beispielsweise die Banane immer deutlich ins Blaue hin verschoben, gleichgültig in welcher Ausgangsfarbe sie ursprünglich abgebildet war. Sie „überkompensierten“ also die dargestellte Fehlfarbe. Diese systematische Überkompensation ging immer in Richtung der Gegenfarbe und trat bei neutralen Objekten, die keine typische Farbe aufweisen, nicht auf.

Es scheint also, dass Menschen eine Tendenz haben, die Banane immer als gelb wahrzunehmen. Auch dann, wenn sie die Banane auf dem Bildschirm „objektiv“ bereits perfekt farblos eingestellt hatten, nahmen die Versuchspersonen subjektiv noch immer eine leicht gelblich getönte Frucht wahr. Diesen Gelbeindruck erzeugte ihr Gehirn unwillkürlich aufgrund des Vorwissens, wie eine Banane auszusehen habe. Als die Probanden diese subjektive Gelbfärbung auszugleichen versuchten, verschoben sie damit die objektiv dargestellte Farbe ins Bläuliche.

Unser Farbeindruck ist also das Produkt der tatsächlichen Sinnesinformationen und unseres Wissens über das Aussehen von Objekten. Informationen über die Wellenlängen des reflektierten Lichts werden mit den Erinnerungen an die typische Farbe von Objekten kombiniert und bestimmen zusammen unsere Wahrnehmung von Farbe. Die Giessener Forscher berichten über ihr Experiment in der Novemberausgabe der renommierten Zeitschrift Nature Neuroscience.

Quelle: idw; Bild: Corbis

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