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Überblick Eingeladene Vorträge Symposien Vorträge Poster Suche
Symposien
A. Achtziger, P. GollwitzerAktuelle Entwicklungen in der Vorsatzforschung
H. Blank, E. WaltherSozialer Einfluss auf Erinnerungen
S. Dutke, M. RinckKonstruktion und Revision mentaler Modelle beim Sprachverstehen
C. Friedrich, D. KoesterNeurokognition von Sprache
C. Groh-BordinBindungsphänomene im menschlichen Gedächtnis
C. HaenschelKombination von EEG und funktioneller Bildgebung und ihrer Anwendung auf kognitive Psychologie
F. Hamker, M. LappeVisuelle Aufmerksamkeit und zeitliche Dynamik der Wahrnehmung
H. Hecht, H. KristNaive Physik
M. Junghöfer, A. KeilEmotion und Aufmerksamkeit: zeitliche Aspekte
C. Kaernbach, J. LeDouxAuditory Emotion Induction
M. Kiefer, M. GrafObjektrepräsentation und Kategorisierung
A. Kiesel, M. HübnerSuppression automatischer motorischer Aktivierung
P. KirschExperimentalpsychologische Schizophrenieforschung
F. KlapprothPsychologie der Zeit
I. Koch, A. PhilippReaktionskonflikt und Handlungsauswahl
J. Krummenacher, H. MüllerPräattentive visuelle Verarbeitung
D. Läge, A. BröderEmpirische Evidenz zum adaptiven Entscheiden mit einfachen Heuristiken
G. MeinhardtKontextuelle visuelle Merkmalsverarbeitung
T. Meiser, D. WenturaMentale Repräsentation von sozialen Gruppen
R. Radach, R. KlieglOkulomotorik und Informationsverarbeitung
J. RestatKinästhetische Anteile in Sensomotorik, Handlungskontrolle und Repräsentation von Umweltgegebenheiten
M. ReuterExperimentell-biologische Persönlichkeitsforschung
B. Röder, J. TrommershäuserMultisensorik und Handlungssteuerung
K. RothermundBasic mechanisms underlying priming effects
G. SchwarzerVisuelle Kognition im Säuglingsalter
L. SichelschmidtBlickbewegungen und Sprachverarbeitung
S. SporerVerarbeitung von Gesichtern
R. StarkEmotionen im Gehirn - Einblicke mittels der funktionellen Kernspintomographie
C. UnkelbachEase and Else: Kognitive Gefühle als metakognitive Cues
F. WichmannEarly Visual Processing - Data, Theory and Models
Abstracts der Einführungsvorträge

Aktuelle Entwicklungen in der Vorsatzforschung
Anja Achtziger, Peter Gollwitzer
Center for Research on Intentions and Intentionality
Universität Konstanz
Die Theorie der intentionalen Handlungssteuerung [Gollwitzer, Am. Psych., 54(7), 493-503 (1999)] unterscheidet zwei Arten von Intentionen, nämlich Zielintentionen und Vorsätze. Diese Intentionen unterscheiden sich letztlich vor allem durch ihr Format und den ihnen zugrundeliegenden Prozessen, die zu ihrer Realisierung führen. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Vorsätze im Gegensatz zu Zielintentionen zu einer schnellen und effizienten Initiierung von erwünschten Handlungen führen und aus diesem Grund als „automatisch“ gelten. Derzeit wird in der Vorsatzforschung versucht, die neuropsychologischen Aspekte der Realisierung von Vorsätzen zu identifizieren. In diesem Zusammenhang wurden bereits Studien basierend auf dem International Affective Picture System [Bradley & Lang, J. Behav. Ther. & Exp. Psychiatry, 25(1), 49-59 (1994)] durchgeführt. Diese konnten zeigen, dass Versuchsteilnehmer in der Lage sind, mit Hilfe von Vorsätzen die stark negative Emotion „Ekel“ zu inhibieren. Dasselbe Paradigma dient nun als Basis für neuropsychologische Studien zur vorsatzgesteuerten Selbstregulation von Emotionen. Neben der Identifikation neuropsychologischer Aspekte der Vorsatzrealisierung wird derzeit der Einsatz von Vorsätzen im Bereich der Kinderpsychiatrie untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass Kinder die an einer ADHS Störung leiden, erheblich von Vorsätzen profitieren. Erwartungsgemäß zeigten diese Kinder nach dem Fassen eines Vorsatzes die Hemmung einer gelernten Stimulus-Reaktions-Assoziation, was ihnen ohne Vorsatz kaum gelingt. Ein weiteres neues Thema in der Vorsatzforschung ist die Frage, inwiefern nicht nur externe Situationen sondern auch innere Zustände als Auslösebedingungen für das im Vorsatz spezifizierte zielfördernde Verhalten dienen können. Aktuelle Studien aus den Bereichen Leistungssport und Management zeigen, dass Versuchsteilnehmer in der Lage sind, sowohl positive innere Zustände wie beispielsweise Kompetenzerleben als auch negative innere Zustände wie beispielsweise Leistungsangst als Auslösebedingungen für das im Vorsatz definierte zielfördernde Verhalten zu nutzen. Abschließend soll in diesem Symposium die Frage diskutiert werden, ob Vorsätze zu einer Verhaltensrigidität führen. Die Wirksamkeit von Vorsätzen wird gewöhnlich darauf zurückgeführt, dass die im Vorsatz spezifizierte Situation zu einer „automatischen“ Initiierung des zielfördernden Verhaltens führt. Was ist nun aber zu erwarten, wenn die im Vorsatz spezifizierte Situation nicht eintritt, dafür jedoch eine andere Situation die für die Realisierung eines Zieles sehr günstig ist? Führt dass Fassen von Vorsätzen zu einer Rigidität im Zielstreben in dem Sinne, dass die Initiierung zielfördernder Handlungen an das Eintreten bestimmter Situationen bzw. Zustände gekoppelt wird? Die Ergebnisse verschiedener Studien weisen daraufhin, dass dies nicht der Fall zu sein scheint.

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Sozialer Einfluss auf Erinnerungen
Hartmut Blank†, Eva Walther‡
†Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
‡Abteilung für Sozialpsychologie
Universität Heidelberg
Eine Reihe von Erinnerungsphänomenen, die in letzter Zeit einige Aufmerksamkeit erfahren haben, lassen sich unter der Überschrift „Sozialer Einfluss auf Erinnerungen“ zusammenfassen. Ihnen ist gemeinsam, dass Veränderungen von Erinnerungen als (zumindest teilweise) Folge von sozialen Einflussfaktoren auftreten. Dabei kann es sich um interpersonalen Einfluss (z.B. bei Zeugenbefragungen oder in kommunikativen Kontexten), sozial-kognitiven Einfluss (z.B. Schemaeffekte durch Eigenschaftskonzepte oder Stereotype) oder auch sozial-motivationalen Einfluss (z.B. selbstwertdienliche Erinnerungen) handeln, und auf der inhaltlichen Seite kann das Gedächtnis für Personen, Ereignisse, Fakten oder die Quellen von Informationen betroffen sein. Solche Phänomene, die sich an der Schnittstelle zwischen Sozial- und Gedächtnispsychologie befinden, werden in stärker allgemeinpsychologisch ausgerichteten Arbeitsgruppen eher randständig behandelt, meist in Form ad hoc postulierter „Antworttendenzen“. Umgekehrt sind Gedächtnis und Erinnerung in sozialpsychologisch orientierten Arbeitsgruppen oft keine eigenständig interessierenden Größen. Das Symposium stellt sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit, mit dem Ziel, die Verzahnung von Gedächtnis- und sozialen Einflussprozessen genauer herauszuarbeiten und gleichzeitig auch den sozialen Einflussbegriff zu differenzieren: An welcher Stelle im Erinnerungsprozess (von der Aktivierung von Gedächtnisspuren über die Analyse und Bewertung der abgerufenen Inhalte bis zur schließlichen Erinnerungsäußerung) greift welche Art von Einfluss mit welchen Konsequenzen? Empirische Beiträge zur Beeinflussung von Zeugenerinnerungen (Stefanie Schwarz; Hartmut Blank), zu sozialen Kontexteffekten auf Erinnerungen (Gerald Echterhoff) und zum Einfluss sozialer Schemata auf Erinnerungen (Christoph Stahl und Karl Christoph Klauer) widmen sich der Klärung solcher und ähnlicher Fragen.

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Konstruktion und Revision mentaler Modelle beim Sprachverstehen
Stephan Dutke†, Mike Rinck‡
†Fachgebiet Psychologie
TU Kaiserslautern
‡Fachrichtung Psychologie
TU Dresden
Das tiefere Verständnis von Text und Sprache erfordert die Konstruktion, Integration und möglicherweise auch Revision einer Repräsentation der im Text oder Diskurs beschriebenen Situation. Diese als mentales Modell oder Situationsmodell bezeichnete Repräsentation ist ein viel beachteter Gegenstand der jüngeren Textverstehensforschung, an der jedoch drei Begrenzungen auffallen: Erstens wurden bislang vor allem statische Aspekte mentaler Modelle untersucht, beispielsweise ihre repräsentationalen Eigenschaften oder ihre Abgrenzbarkeit gegenüber anderen Repräsentationen. Zweitens wurde dabei überwiegend die Repräsentation anschaulicher (beispielsweise räumlicher) Relationen analysiert und drittens wurden interindividuelle Unterschiede weitgehend vernachlässigt. Ziel dieses Symposiums ist die Überwindung aller drei Begrenzungen. Es soll eine theoretische Auseinandersetzung mit dynamischen Aspekten erfolgen, vor allem mit dem Zusammenspiel von initialer Konstruktion eines Modells und seiner Revision durch im Verlauf des Leseprozesses neu hinzukommende Textinformationen. Dabei werden folgenden Konstruktions- und Revisionsprozesse thematisiert: (a) die Überführung propositional kodierter in analog kodierte Information (Rasch & Schnotz), (b) die Integration von verbal und piktorial repräsentierter Information (Rinck et al.), (c) die Revision mentaler Modelle aufgrund inkongruenter neuer Informationen (Baadte; Dutke et al.), (d) die Revision initialer Modelle aufgrund zeitlicher Rückblenden im Text (Claus & Kelter) und (e) die kognitive Simulation tatsächlicher und erwarteter Situationen beim Verstehen von Negationen (Kaup & Luedke). Analysiert werden diese Prozesse an Beispielen der Repräsentation abstrakter Sachverhalte: Zeit, Größenrelationen auf abstrakten Skalen, Negationen von Aussagen, soziale Relationen und Stereotypen. Hinsichtlich potentieller interindividueller Differenzen wird die Rolle unterschiedlicher Arbeitsgedächtnisressourcen betrachtet. Somit ermöglicht das Symposium die integrative Diskussion von drei aktuellen Trends in der experimentalpsychologischen Erforschung mentaler Modelle beim Sprachverstehen.

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Neurokognition von Sprache
Claudia Friedrich†, Dirk Koester‡
†Psychologisches Institut
Universität Konstanz
‡Neurocognition of Language
MPI für neuropsycholog. Forschung
Das Verstehen gesprochener Sprache wird durch zahlreiche, dem Hörer meist nicht bewusste, kognitive Operationen gewährleistet. Aktuelle neurophysiologische Untersuchungen geben zeitgenaue Einblicke in die zu Grunde liegenden Mechanismen. Die Vortragenden werden Ergebnisse elektroenzephalographischer und magnetoenzephalographischer Untersuchungen zum Verstehen gesprochener Sprache berichten. Dabei stehen unterschiedliche Ebenen der Sprachverarbeitung im Mittelpunkt. Beginnend mit der Eingangsanalyse des gesprochenen Signals wird die Extraktion phonologischer Merkmale und die Representation dieser Merkmale im mentalen Lexikon besprochen. Daran anschließend werden neurophysiologische Korrelate des Zugriffs auf lexikalisches Wissen und die Verarbeitung von zusammengesetzten Wörtern diskutiert. Den Abschluss soll die Verarbeitung von Sprache auf Satz- und Diskursebene bilden.

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Bindungsphänomene im menschlichen Gedächtnis
Christian Groh-Bordin
Experimentelle Kognitionspsychologie
Universität des Saarlandes
Bindungsprozesse stellen ein elementares Konzept zum Verständnis des menschlichen Gedächtnisses dar. Erstmalig in der Forschung zur visuellen Wahrnehmung beobachtet, bezeichnet das Bindungsproblem die Anforderung, Einzelmerkmale eines Reizes, welche in verteilten Hirnarealen repräsentiert werden, zu einem holistischen und kohärenten Gesamtobjekt zu binden. Die synchrone Oszillation neuronaler Zellverbände in unterschiedlichen Frequenzbereichen wird momentan als Mechanismus diskutiert, dies zu leisten. Die Überführung solcher zunächst kurzfristig verfügbarer Repräsentationen in Einträge des Langzeitgedächtnisses wirft weitere Fragen auf, mit denen sich dieses Symposium beschäftigt. Es werden behaviorale, elektrophysiologische und hämodynamische Befunde vorgestellt, die Aufschlüsse geben über die Enkodierung und Konsolidierung sensorischer Information zu einer gedächtniswirksamen Episode. Wir werden zudem der Frage nachgehen, welche Mechanismen den späteren Abruf gebundener episodischer Spuren bewirken. Schließlich werden ontogenetische Aspekte von Bindungsprozessen und die Bedeutung von Bindungsphänomenen bei der Handlungssteuerung beleuchtet.

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Kombination von EEG und funktioneller Bildgebung und ihrer Anwendung auf kognitive Psychologie
Corinna Haenschel
Max-Planck-Institut für Hirnforschung und Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I
Klinkum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Die funktionelle Kernspintomographie (fMRT) erlaubt die Untersuchung der zerebralen Korrelate psychologischer Phänomene und Funktionen, wie z.B. Wahrnehmung und Gedächtnis, mit hoher räumlicher Auflösung, allerdings nur mit einer zeitlichen Auflösung im Sekundenbereich. Für die millisekundengenaue Information über den zeitlichen Ablauf zerebraler Prozesse und die Zeitstruktur der Aktivität von Nervenzellverbänden kann die Elektroenzephalographie als weiteres nicht-invasives Verfahren eingesetzt werden. Beide Methoden können in getrennten oder auch in simultanen Ableitungen kombiniert werden. Die Verbindung der Vorteile beider Methoden (räumliche und zeitliche Genauigkeit) bietet neue Möglichkeiten bei der Untersuchung kognitiver Prozesse. Das Symposium widmet sich sowohl den methodologischen Grundlagen und Problemen dieser Messungen wie der Artefaktkorrektur, als auch den Anwendungen in der kognitiven Psychologie. Einleitend wird die Anwendung kognitiver Standardparadigmen bei der simultanen Aufzeichnung von EEG und fMRT dargestellt (G. Sammer, Gießen). Die kortikalen Generatoren bekannter ereigniskorrelierter Potentiale (EKP), wie z.B. MMN und P3 und deren kognitive Interpretation stehen im Mittelpunkt der folgenden Beiträge: Mithilfe einer visuellen Oddball-Aufgabe wurde die Antwort auf illusorische Kanisza Figuren untersucht (C. Herrmann, Magdeburg), während eine auditorische Oddball-Aufgabe zur Untersuchung des auditiven Gedächtnisses herangezogen wurde (B.Opitz, Saarland). Eine visuelle Arbeitsgedächtnisaufgabe diente der Untersuchung von EEG/ERP Komponenten bei gesunden Probanden (C. Bledowski, Frankfurt) wie auch bei Patienten mit Schizophrenie (C. Haenschel, Frankfurt). Abschließend wird gezeigt, dass simultane EEG/fMRT-Messungen neue Erkenntnisse zur funktionellen Neuroanatomie der veränderten Informationsverarbeitung im Schlaf liefern können (R. Wehrle, München).

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Visuelle Aufmerksamkeit und zeitliche Dynamik der Wahrnehmung
Fred Hamker, Markus Lappe
Psychologisches Institut II
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Das Symposium wird sich der Frage der neurobiologischen Grundlage von Aufmerksamkeit widmen. Eine zentrale Stellung wird nicht nur die Manifestation der Aufmerksamkeit, sondern insbesondere die Entstehung von Aufmerksamkeit einnehmen. Die Vorträge werden daher aus unterschiedlichen Richtungen erörtern, ob und wie Aufmerksamkeit aus der zeitlichen Dynamik von Wahrnehmung entstehen kann. Prof. Treue erläutert, dass Aufmerksamkeit mit einer Verstärkung oder Abschwächung neuronaler Antworten einhergeht. Nach einer prä-motorischen Theorie, wie von Prof. Thier erläutert, könnte der superior colliculus an der Entstehung einiger solcher Aufmerksamkeitseffekte beteiligt sein. Interessanterweise fand Dr. Kirchner, dass Menschen bereits vor ca. 150 ms eine Augenbewegung zu einem Zielobjekt in einer natürlichen Szene ausführen können. Würde die Planung einer Augenbewegung Aufmerksamkeit hervorrufen, bedeutete dieses, dass bereits vor 150 ms alle wesentlichen Prozesse beendet sein müssten. Dr. Hamker erörtert wie solche dynamischen Prozesse der Wahrnehmung auf Basis von Populationscodes modelliert werden können und schlägt vor, dass Aufmerksamkeit aus der Dynamik eines Netzwerkes entsteht und keiner „Aufmerksamkeitskarte“ bedarf.

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Naive Physik
Heiko Hecht†, Horst Krist‡
†Psychologisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität
‡Institut für Psychologie
Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Bis zur allgemeinen Akzeptanz von Newtons klassischer Mechanik war Physik "naive Physik". Die psychologische Forschung zum Alltagsverständnis von Physik hat im Wesentlichen eine Entwicklungshypothese vertreten, d. h. dass der heutige Alltagsverstand auf der Stufe einer aristotelischen Physik (Bozzi) oder einer mittelalterlichen Physik (McCloskey) stehengeblieben ist. Das Symposium stellt einzelne Studien aus dem gebiet der naiven Physik vor, die gemeinsam diese Entwicklungshypothese angreifen. Experimentelle Befunde aus den Bereichen ballistischer Wurf, Optik und Statik sollen zeigen, dass naive Hypothesen kein einheitliches physikalisches Weltbild nahe legen, sondern aufgabenspezifischen Charakter haben, sie werden individuell und ad hoc solange verfeinert bis sie erlebnis- und handlungskonform sind.

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Emotion und Aufmerksamkeit: zeitliche Aspekte
Markus Junghöfer, Andreas Keil
FB Psychologie
Universität Konstanz
Ergebnisse psychophysiologischer und experimentalpsychologischer Studien legen nahe, dass affektiv erregende Reize bevorzugt und optimiert verarbeitet werden. In der visuellen Modalität trifft dies auf affektive Gesichter und komplexe Szenen und sogar auf verbales Reizmaterial zu. Recht unklar ist jedoch der Zusammenhang zwischen einer solchen "motivierten Aufmerksamkeit" und deren Konsequenzen auf unterschiedlichen Ebenen des Verhaltens. Hier scheint die zeitliche Nähe einer Verhaltensweise oder kognitiven Operation zum emotional erregenden Reiz eine wichtige Rolle zu spielen. In diesem Symposium werden daher Beiträge zu zeitlichen Aspekten der Verarbeitung emotional salienter Reize diskutiert: Mit Hilfe des "Attentional Blink"-Paradigmas untersucht Margarita Stolarova die Effekte der Intensität affektiver Reize auf die Identifikationsleistung bei unterschiedlichen Intertargetintervallen. Andreas Mühlberger nutzt okulomotorische Parameter zur zeitlich kontinuierlichen Beschreibung der Aufmerksamkeitszuwendung auf sozial relevante Reize. Im ereigniskorrelierten Potential nachweisbare Unterschiede in der konfiguralen versus analytischen Verarbeitung von Gesichtern werden von Martin Herrmann beschrieben. Der Einfluss von Hunger auf die frühe Reizverarbeitung von Nahrungsreizen soll Gegenstand des Vortrages von Jessica Stockburger sein während Tobias Flaisch Effekte einer eher kurzzeitigen Affektinduktion durch sequentielle Präsentation emotionalen Bildern gleicher Valenz beschreiben wird. Zum Abschluss wird Peter Peyk berichten, dass Korrelate motivierter Aufmerksamkeit bei rascher serieller visueller Präsentation selbst bei 20 Hz Präsentationsfrequenz im ERP nachweisbar sind.

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Auditory Emotion Induction
Christian Kaernbach†, Joseph LeDoux‡
†Institut für Allgemeine Psychologie
Universität Leipzig
‡Center for Neural Science
New York University
In experimental settings, emotions are more and more often induced with auditory stimuli. The auditory modality is less directed and less attention dependent than the visual modality. It is therefore most suited for monitoring the environment and plays an important role in the evaluation of situations. Furthermore, the auditory modality is highly important for communication (speech, music), including the communication of emotional content. The possibilities of auditory emotion induction range from environmental sounds and warning sounds to preverbal communication sounds, music, and speech. Joseph LeDoux will give his views on auditory versus visual emotion induction; other contributions come from Katja Goydke, Uwe Jürgens, Stefan Koelsch, Alex Ronald López-Rolón, and Dirk Wildgruber.

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Objektrepräsentation und Kategorisierung
Markus Kiefer†, Markus Graf‡
†Abteilung Psychiatrie III
Universität Ulm
‡Kognitive Humanpsychophysik
Max Planck Institut für biologische Kybernetik, Tübingen
Menschen verfügen über ein umfangreiches Wissen im Langzeitgedächtnis, das ihnen erlaubt, Objekte zu kategorisieren und sprachlich zu benennen. Während bisherige Modelle den Fokus auf amodale semantische Komponenten legten, gehen neuere theoretische Ansätze davon aus, dass Objektrepräsentationen modalitätsspezifisch und auch wesentlich durch motorische Aspekte bestimmt sind. In diesem Symposium untersuchen Referenten aus verschiedenen Disziplinen das Zusammenspiel von perzeptuellen, assoziativen und motorischen Aspekten bei der Repräsentation und Kategorisierung von Objekten. Zunächst berichtet Stefan Schweinberger über hirnelektrophysiologische Untersuchungen zur Differenzierung verschiedener Repräsentationsebenen von Gesichtern. Markus Graf argumentiert, dass das Erkennen räumlich transformierter Objekte durch Koordinatentransformationen erfolgt – und somit auf ähnlichen Prinzipien beruht wie Handlungssteuerung. Birgit Träuble und Sabina Pauen diskutieren den Einfluss handlungsbezogenen Wissens auf die Kategorienbildung im Säuglingsalter. Friedmann Pulvermüller argumentiert, basierend auf neurophysiologischen Befunden, für eine enge Kopplung von Handlung und Sprache. Schließlich diskutiert Markus Kiefer anhand von elektrophysiologischen Studien zu kategorienspezifischen Hirnaktivierungen die Relevanz visueller und handlungsbezogener Repräsentationen.

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Suppression automatischer motorischer Aktivierung
Andrea Kiesel†, Mike Hübner‡
†Institut für Psycholgie III
Universität Würzburg
‡Institut für Kognitionsforschung
Universität der Bundeswehr Hamburg
Automatische, nicht intendierte motorische Aktivierung zeigt sich in vielen verschiedenen experimentellen Settings-z. B. beim Simon-Experiment, bei Flanker-Aufgaben, beim subliminalen Priming oder bei Aufgabenwechselbedingungen-in Form verzögerter Reaktionen, wenn ein aufgabenirrelevantes Reizmerkmal nicht mit der momentan auszuführenden Reaktion korrespondiert (beispielsweise wenn ein mit einer rechten Reaktion zu beantwortender Reiz links erscheint). Diese Korrespondenzeffekte sind verringert oder sogar eliminiert, wenn zuvor ein Reaktionskonflikt zwischen automatischer und intendierter motorischer Reaktion bestand. Im Symposium sollen derartige Modulationen der Korrespondenzeffekte in verschiedenen experimentellen Settings verglichen und die zugrunde liegenden Mechanismen diskutiert werden. Insbesondere sollen Ansätze konfliktinduzierter Kontrollmechanismen [Botvinick, Braver, Barch, Carter & Cohen, Psychol. Rev., 108, 624-52 (2001); Gratton, Coles & Donchin, JEP: General, 121, 480-506 (1992); Stürmer, Leuthold, Soetens, Schröter & Sommer, JEP: HPP, 28, 1345-63 (2002)], die von der Suppression automatischer motorischer Aktivierung ausgehen, einem Feature-Integration-Account [Hommel, Vis. Cogn., 5, 183-216 (1998); Hommel, Proctor & Vu, Psychol. Res., (in Druck)] gegenübergestellt werden.

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Experimentalpsychologische Schizophrenieforschung
Peter Kirsch
Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft
Justus-Liebig-Universität Giessen
Die Untersuchung von psychiatrischen Patienten gehört seit langem zu den bedeutenden Anwendungsgebieten experimentalpsychologischer Methodik. Schon die Tastsache, dass Robert Sommer, der Begründer des Zentrums für Psychiatrie an der Universität Gießen, Gastgeber der ersten Tagung für experimentelle Psychologie 1904 war, zeigt die traditionelle Verbindung zwischen psychopathologischer und experimentalpsychologischer Forschung in Deutschland. Insbesondere in der Schizophrenieforschung werden seit langer Zeit experimentalpsychologische Paradigmen eingesetzt, um zu einem besseren Verständnis von Ursachen und Symptomen der Störung zu kommen. Dieses Symposium soll einen Einblick in den aktuellen Stand der experimentalpsychologischen Schizophrenieforschung geben. Die Beiträge spannen dabei einen Bogen von basalen Aufmerksamkeitsprozessen über emotional/motivationale Prozesse bis hin zur Frage des impliziten Selbstbewusstseins Schizophrener. Auch methodisch spiegelt das geplante Symposium den breiten Rahmen experimenteller Schizophrenieforschung, vom Verhaltensexperiment bis hin zur funktionellen Bildgebung, wider.

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Psychologie der Zeit
Florian Klapproth
Institut für Psychologie
Universität Hildesheim
Im Vordergrund zeitpsychologischer Forschungsfragen stehen die Verarbeitung zeitlicher Informationen und die Beeinflußbarkeit der temporalen Informationsverarbeitung durch unterschiedlichste Faktoren. Mit diesem Symposium sollen drei Fragestellungen eingehender diskutiert werden: (a) Welche perzeptuellen Faktoren wirken auf die Zeitdauerdiskrimination? (b) Wie hängen Zeitverarbeitung und zeitliche Aspekte der Zeitschätzungsaufgabe zusammen? (c) Gibt es individuelle Präferenzen für die subjektive Einteilung von Zeitabschnitten? Nach einem Überblicksreferat von Florian Klapproth werden in dem ersten Teil des Symposiums wahrnehmungsbezogene Einflüsse auf die Zeitdauerdiskrimination beleuchtet. Judith Nitschke und Rolf Ulrich berichten über die Wirkung des Modalitäten-wechsels bei der Zeitdauerdiskrimination langer und kurzer Reize. Elisabeth Hein, Bettina Rolke und Rolf Ulrich sowie Bettina Rolke, Sandra Boronas, Elisabeth Hein und Rolf Ulrich widmen sich der Dissoziation zwischen räumlicher Aufmerksamkeit und Zeitdauerdiskrimination. Der zweite Teil des Symposiums beschäftigt sich mit der Wechselwirkung zwischen der Diskrimination von Zeitintervallen und zeitlichen Aspekten der Aufgabenbearbeitung. In Thomas Rammsayers Untersuchung wird der Befund diskutiert, daß auch bei der Zeitdauerdiskrimination die Antwortlatenzen von falschen Antworten länger als die von richtigen Antworten sind, unabhängig von der Intervalldauer und der Aufgabenart. Florian Klapproth stellt eine Studie vor, in der untersucht wurde, auf welche Weise im Rahmen einer bestimmten Aufgabe (temporal generalization) das Urteil der Probanden mit der Zeit zusammenhängt, die für eine Entscheidung notwendig ist. Vor dem Hintergrund, daß auch in alltäglichen Kontexten zeitlich abgestimmtes Verhalten von der adäquaten Repräsentation objektiver Zeitvorgaben abhängig ist, stellt Hede Helfrich im dritten Teil des Symposiums eine Fragebogenstudie zum Einfluß individueller Präferenzen auf das Einteilen von Zeitabläufen dar.

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Reaktionskonflikt und Handlungsauswahl
Iring Koch, Andrea M. Philipp
Kognition und Handlung
Max-Planck-Institut für psychologische Forschung, München
Reaktionskonflikte wirken sich auf die Handlungsauswahl aus, indem sie Reaktionszeiten erhöhen, aber auch Fehler provozieren. In diesem Symposium wird die Rolle von Reaktionskonflikten in zwei unterschiedlichen Paradigmen diskutiert: Fehler-„Monitoring“ und Aufgabenwechsel. In beiden Paradigmen werden Prozesse untersucht, die als exekutive (Kontroll-) Funktionen gelten. Innerhalb des Fehler-„Monitoring“ Paradigmas sind Reaktionskonflikte und vor allem die Frage nach einer Unterscheidbarkeit zwischen der Entdeckung von Reaktionskonflikten und der Entdeckung von Fehlern zentrale Forschungsgegenstände. Im Aufgabenwechsel-Paradigma gewinnen Reaktionskonflikte und der Einfluss von Interferenz auf die nachfolgende Reaktionsauswahl zunehmend an Interesse. In unserem Symposium wollen wir Modelle und Ergebnisse aus beiden Bereichen in Bezug zueinander setzen, um einen umfassenderen Einblick in die Rolle von Reaktionskonflikt und seinen Einfluss auf die Handlungsauswahl zu gewinnen.

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Präattentive visuelle Verarbeitung
Joseph Krummenacher, Hermann J. Müller
Allgemeine und Experimentelle Psychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Die aktuelle Forschung und Theoriebildung im Bereich der visuellen Aufmerksamkeit ist nach wie vor stark geprägt von der in frühen Studien (insbesondere zur visuellen Suche) postulierten Dichotomie zwischen (parallel-)präattentiven und (seriell-)attentionalen Verarbeitungsprozessen. Gängigen Modellen liegt der Gedanke einer modularen Verarbeitung zu Grunde, bei der spezifische Module automatisch Repräsentationen basaler visueller Merkmale generieren. Die Integration dieser basalen Repräsentationen zu ganzheitlichen Objektrepräsentationen, die Zugang zu höheren Verarbeitungsmechanismen bekommen, erfordert den Einsatz von Aufmerksamkeitsmechanismen, deren Funktion unterschiedlich als orts-, objekt- oder merkmalsbasiert konzeptualisiert wird. Neuere Untersuchungen (z.B. im Bereich der visuellen Suche) zeigen jedoch, dass eine klare Trennung zwischen präattentiven und attentionalen Verarbeitungsprozessen nicht aufrecht erhalten werden kann. Insbesondere werden von präattentiven Mechanismen offenbar auch komplexe Verarbeitungsprozesse geleistet, die in der gängigen Theoriebildung der attentionalen Verarbeitungsstufe zugeordnet werden. Diese Befunden stellen eine Herausforderung nicht nur für Annahmen über die Modularität, sondern auch für klassische Modelle der visuellen Aufmerksamkeit dar. Ziel des Symposiums ist es, neuere Forschungsansätze und -ergebnisse (behavioraler, elektrophysiologischer und Bildgebungsstudien sowie computationaler Modellierung aus den Bereichen visuelle Suche, attentionaler Blink-Effekt, Attentional Cueing, etc.) zur Rolle der präattentiven Verarbeitung darzustellen und ihre Implikationen für die Theoriebildung zu diskutieren.

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Empirische Evidenz zum adaptiven Entscheiden mit einfachen Heuristiken
Damian Läge†, Arndt Bröder‡
†Angewandte Kognitionspsychologie
Universität Zürich
‡Psychologisches Institut
Universität Bonn
Mathematisch einfache Entscheidungsregeln (sog. "simple heuristics") wie z.B. die recognition heuristic, QuickEst oder take-the-best vermögen in vielen Fällen mit weniger Information zu gleich guten Wahlen zwischen Alternativen zu führen wie aufwändige statistische Optimierungsverfahren mit vollständiger Information. Das konnte in den letzten Jahren in vielen Simulationsstudien über verschiedenste Entscheidungsumgebungen (sog. "environments") gezeigt werden. In exakt spezifizierbaren Fällen übertreffen Simple Heuristics sogar statistisch aufwändige Berechnungen in ihrer Performanz und vor allem in ihrer Robustheit bei Kreuzvalidierung [Gigerenzer, Todd & the ABC Research Group, Simple Heuristics that Make Us Smart; 1999]. Die experimentelle Forschungstradition um Tversky und Kahneman hat gezeigt, dass die aufwändige, normative Informationsintegrationsverfahren von uns Menschen selten korrekt verwendet werden. So ergibt sich die Frage, ob wir stattdessen einfach nur fehlerhafte Schätzverfahren einsetzen (wie die Schule der „heuristics and biases“ dies annimmt) oder ob wir gemäß der Annahme von Gigerenzer et al. (1999) "simple heuristics" adaptiv zu den Erfordernissen der spezifischen Entscheidungsumgebungen verwenden. Ziel des Symposiums ist ein Überblick über aktuelle empirische Arbeiten, die die Hypothese der adaptiven Verwendung einfacher Heuristiken kritisch überprüfen. Aus der Diskussion der Befunde sollen sich weiter gehende experimentelle Fragestellungen sowie Schlussfolgerungen über mögliche fruchtbare Modifikationen des "Simple Heuristics"-Ansatzes ergeben.

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Kontextuelle visuelle Merkmalsverarbeitung
Günter Meinhardt
Psychologisches Institut 3
Westfälische Wilhelms Universität Münster
Die Verarbeitung lokaler visueller Reize hängt nicht nur von den Eigenschaften dieser Reize selbst ab, sondern wird wesentlich durch den Kontext bestimmt, in dem sie auftreten. So kann die Stimulation der Reizumgebung die durch den lokalen Zielreiz ausgelöste Erregung weiter verstärken oder hemmen [Knierim und van Essen, J. Neurophysiol., 67,961-980 (1992)]. Ebenfalls löst die Zugehörigkeit des lokalen Stimulus zu einer Figur im Vergleich zum Hintergrund Erregungsverstärkung im lokalen rezeptiven Feld aus, obwohl die Figurgrenzen weit ausserhalb dieses Feldes liegen [Zipser et al.,J. Neurosci., 16, 7376-7389 (1996)]. In diesem Symposium werden aktuelle psychophysische und elektrophysiologische Arbeiten zu diesem Themengebiet vorgestellt. Michael Herzog (Universität Bremen) zeigt als Beleg für die Wirksamkeit visueller Gruppierung in früher visueller Verarbeitung, daß der mit Vernier Diskrimination aufzeigbare "Durchscheineffekt" wesentlich von der räumlichen Konfiguration der Flankierelemente bestimmt wird. Anna Schubö (Universität Erlangen) zeigt, wie Targetsalienz von Anzahl und Dichte der Kontextelemente abhängt und dokumentiert dies mit Leistungsmaßen und ERP- Modulationen. Günter Meinhardt stellt Arbeiten zur Diskrimination von Merkmalskonjunktionen vor und zeigt, daß Zielreize, die sich in zwei Merkmalen statt nur einem von der Umgebung unterscheiden, nur dann einen Verarbeitungsvorteil bieten, wenn sie räumlich zu einfachen Figuren gruppiert werden können. Thomas Wachtler (Universität Marburg) zeigt über elektrophysiologische Untersuchungen an farbsensitiven Zellen im primären visuellen Kortex, daß die lateralen Wechselwirkungen in diesem Areal quantitativ mit den Kontexteffekten in der Wahrnehmung übereinstimmen, die man für Farbkonstanzaufgaben beim Menschen findet und argumentiert, daß Farbkonstanz schon auf frühen Verarbeitungsstufen im visuellen System vermittelt wird. Schließlich gibt Michael Bach (Universität Freiburg) einen Einblick in die Texturanalyse über VEP- Techniken und zeigt Möglichkeiten der Identifikation der Textursegmentationstufe für die Merkmale Orientierung und Bewegung auf.

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Mentale Repräsentation von sozialen Gruppen
Thorsten Meiser, Dirk Wentura
Institut für Psychologie
Universität Jena
Das Symposium stellt neuere Arbeiten im Schnittfeld sozial- und kognitionspsychologischer Forschung vor, die die mentale Repräsentation von Stereotypen und Vorurteilen thematisieren. Unter Bezug auf gedächtnispsychologische Theorien und unter Nutzung von kognitionspsychologischen Untersuchungsparadigmen werden sozialpsychologische Annahmen zu Eigengruppenfavorisierung, Stereotypisierung und Diskriminierung überprüft, erweitert und differenziert. So wird in dem Beitrag von Freytag und Fiedler ein Modell vorgestellt und geprüft, das die größere Differenziertheit der Eigen- vs. Fremdgruppenwahrnehmung auf kognitive Mechanismen der Urteilsbildung zurückführt. Gollwitzer hinterfragt in seinem Beitrag eine Theorie, die die Prototypikalität einer sozialen Gruppe für eine übergeordnete soziale Kategorie als Ursache von Diskriminierung ansieht. Machunsky, Meiser und Mummendey analysieren, inwieweit die Komplexität der mentalen Repräsentation der eigenen Gruppe das Ausmaß von Eigengruppenfavorisierung bestimmt. In den Beiträgen von Degner und Wentura sowie Crusius, Otten und Wentura wird die Struktur automatisch aktivierbarer Vorurteilsrepräsentationen untersucht. Dabei wird mit unterschiedlichen Methoden (maskiertes affektives Priming, affective matching task) die wichtige Differenzierung in implizite Abwertungs- und Feindseligkeitsvorurteile verdeutlicht.

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Okulomotorik und Informationsverarbeitung
Ralph Radach†, Reinhold Kliegl‡
†Institut für Psychologie
RWTH Aachen
‡Institut für Psychologie
Universität Potsdam
Ein Blick auf die Frühzeit der Blickbewegungsforschung vor über 100 Jahren zeigt, dass die heute allgegenwärtige Teilung in eine „okulomotorische Grundlagenforschung“ einerseits und auf komplexere kognitivere Prozesse gerichtete Forschungslinien andererseits den Pionieren des Fachgebietes fremd war. Dies hat sich später geändert, so dass eine Vielzahl von Arbeiten mit Blickbewegungen über Lesen, visuelle Suche oder Bildverarbeitung nur noch wenig mit der parallel laufenden Forschung über Blickbewegungen und basale Wahrnehmungsprozesse zu tun hatte. Fortschritte in der Methodik und Theoriebildung machen es gegenwärtig möglich, Modelle zu entwickeln, in denen visuomotorische, perzeptive und kognitive Faktoren organisch integriert sind. Einen vergleichsweise hohen Entwicklungsstand haben dabei Simulationsmodelle zur Steuerung von Blickbewegungen beim Lesen erreicht (Engbert & Kliegl, 2002; Reilly & Radach, 2003). Im Symposium werden Ergebnisse berichtet, die zur Diskussion über die aus unserer Sicht notwendige (Re)integration bisher divergierender Denk- und Arbeitsweisen in der okulomotorischen Forschung beitragen. Darüber hinaus belegen die vorgestellten Untersuchungen an einer Reihe von Beispielen die Möglichkeiten der Nutzung von okulomotorischen Parametern als Indikatoren für Prozesse der Informationsverarbeitung.

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Kinästhetische Anteile in Sensomotorik, Handlungskontrolle und Repräsentation von Umweltgegebenheiten
Jan Restat
Kognitive Neurowissenschaft
Universität Tübingen
Kinästhetik ist eine eigenständige Sinnesmodalität zur Wahrnehmung von Körperstellungen, Körperbewegungen und dem dabei ausgeübten Kraftaufwand. Kinästhetik ist damit aufs engste mit motorischem Wissen verknüpft: über die Muskelrezeptoren wird der Ablauf von motorischen Aktionen rückgemeldet und führt so zu einem sensorisch basierten Wissen um die eigenen körperlichen Bewegungsmöglichkeiten. Andererseits ermöglichen kinästhetische Wahrnehmungen in der körperlichen Interaktion mit Objekten aber auch, deren mechanische Eigenschaften wie Gewicht, spezifische Beweglichkeit sowie äußere Form und Position in Bezug zum Körper wahrzunehmen. Eine zentrale Frage des Symposiums, zu der die Vortragenden zum Teil sehr unterschiedliche Auffassungen vertreten, ist das Abstraktionsniveau des kinästhetischen Wissens über körperliche Handlungsabläufe. Gibt es eine basale Repräsentation für die Stellungen, Bewegungen und Anstrengungen spezifischer Körperglieder, oder wird das Handlungswissen nur in abstrakteren, z.B. zielorientierten Einheiten repräsentiert? Gibt es Möglichkeiten, beide Varianten theoretisch abzubilden? Diese Frage soll produktiv anhand einer Reihe von experimentellen und theoretischen Arbeiten diskutiert werden, die die Bedeutung von kinästhetischen Wahrnehmungen bei der Handlungssteuerung (Franz Mechsner, Matthias Weigelt, Jan Restat) und Objektrepräsentation (Knut Drewing), beim Erlernen von komplexen Bewegungsabfolgen (Thomas Schack) sowie der visuell-kinästhetischen Integration von räumlich koordinierten Körperbewegungen (Wolfram Schenk, Alexandra Lenhard & Joachim Hoffmann) untersuchen.

Zum Überblick

Experimentell-biologische Persönlichkeitsforschung
Martin Reuter
Abteilung für Differentielle Psychologie
Justus-Liebig-Universität Giessen
Einige der prominentesten Persönlichkeitstheorien postulieren, dass interindividuelle Differenzen biologisch fundiert sind. Obwohl das propagierte biologische Korrelat von Theorie zu Theorie variiert, scheint allen ein genetischer Einfluss gemeinsam, der sich in Unterschieden in peripheren oder zentralen Erregungsmustern oder in Unterschieden in der Ansprechbarkeit von Neurotransmittersystemen manifestiert. Interindividuelle Unterschiede in biologischen Prozessen zeigen sich besonders dann, wenn Versuchsbedingungen experimentell variiert werden. Daher sollen im Symposium experimentelle Ansätze vorgestellt werden, die unter Einbeziehung unterschiedlichster biologischer/physiologischer Verfahren Unterschiede in Persönlichkeitsmerkmalen aufzeigen. Andreas Schwerdtfeger (Universität Mainz) setzt autonome Indikatoren der Verarbeitung bedrohlicher Information in einem S1-S2 Paradigma mit Ängstlichkeit in Beziehung. Ebenfalls peripherphysiologische, aber auch biochemische, emotionale und kognitive Verhaltensreaktionen werden von Christian Burk (Universität Giessen) während einer Unlösbarkeitsaufgabe unter Berücksichtigung von Persönlichkeitseigenschaften untersucht. Alexander Strobel (TU Dresden) stellt einen Bezug zwischen Persönlichkeitsvariablen und physiologischen Indikatoren (Eyeblink-Rate und Novelty-P3 im EEG) der dopaminergen Aktivität her. Jan Wacker (Universität Marburg) untersucht ebenfalls die Beziehung zwischen Traits und dopaminergem System, indem er eine pharmakologische Manipulation einsetzt und die Auswirkungen auf die frontale Asymmetrie im EEG untersucht. Johannes Hewig (Universität Trier) stellt ein GO-NOGO Paradigma mit Verstärkermanipulation vor, bei dem er die EEG-Alpha-Power mit Persönlichkeitseigenschaften in Beziehung setzt. Um Persönlichkeitsmerkmale, sowie endokrinologische und genetische Indikatoren für Kreativität, geht es in dem Beitrag von Martin Reuter (Universität Giessen). Das Symposium zeigt somit ein weites Spektrum an biologischen Methoden und Paradigmen auf, wie experimentelle Persönlichkeitsforschung betrieben werden kann.

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Multisensorik und Handlungssteuerung
Brigitte Röder†, Julia Trommershäuser‡
†Allgemeine und biologische Psychologie
Philipps-Universität Marburg
‡Department of Psychology
New York University
In der klassischen Wahrnehmungspsychologie werden die verschiedenen Sinnessysteme getrennt betrachtet. Im Alltag werden wir jedoch meist gleichzeitig mit Reizen, die verschiedene Sinneskanäle ansprechen, konfrontiert. Um mit der best möglichen Handlung reagieren zu können, muß das Gehirn Informationen der einzelnen sensorischen Kanäle integrieren bzw. zwischen Reizen verschiedener Modalitäten auswählen. Ort und Zeit sind Merkmale, die von allen sensorischen Systemen enkodiert werden können und sollten deswegen essentiell für die multisensorische Integration sein: Treffen Reize über verschiedene Sinne zum gleichen Zeitpunkt und vom gleichen Ort ein, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß sie vom gleichen Objekt stammen. Matthias Gondan zeigt in seinen Studien eine Abhängigkeit des Reaktionszeitgewinnes bimodaler im Vergleich zu unimodalen Reizen von der Ausrichtung der räumlichen Aufmerksamkeit. Kathrin Lange untersucht mit Hilfe ereigniskorrelierter Potentiale, ab welchem Zeitpunkt in der Reizverarbeitung die zeitliche Aufmerksamkeit für das Zusammenbinden der Eingänge aus mehreren Sinneskanälen eine Rolle spielt. Die Schätzungen verschiedener sensorischer Kanäle hinsichtlich der Ausprägung eines bestimmten Objektmerkmales (z.B. des Ortes) unterscheidet sich jedoch häufig aufgrund der unterschiedlichen Kodierungsgenauigkeiten der einzelnen Sinnessysteme. So zeigt Jörg Lewald, daß sich die Lokalisation von auditiven Ereignissen in der Gegenwart von visuellen Reizen verändert. Die Studien von Marc Ernst sprechen dafür, daß immer das sensorische System die Handlung (z.B. ein Größenurteil) dominiert, das die reliabelste Schätzung hinsichtlich des aufgabenrelevanten Merkmals liefert. Julia Trommershäuser liefert Evidenz dafür, daß Information über die visuelle und motorische Ungenauigkeit einer motorischen Antwort in den Handlungsplan integriert werden, falls die Antwortvariabilität zu negativen Konsequenzen für den Handlungsplaner führen kann.

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Basic mechanisms underlying priming effects
Klaus Rothermund
Fachbereich I - Psychologie
Universität Trier
The priming paradigm has originally been introduced to explore the cognitive representations of conceptual structures. Besides its use as a tool to investigate semantic and associative relations between concepts, modified versions of the priming paradigm have been applied in a variety of domains to investigate, for example, the cognitive representations of attitudes, stereotpyes, valent stimuli and their interrelations ("affective priming", "stereotype priming"). After an initial phase of taking all kinds of priming effects as evidence for the existence of corresponding cognitive associations between prime and target, the research focus has shifted toward investigating the underlying mechanisms that produce priming effects (e.g., associations, expectations, semantic matching, inhibition, guessing, response tendencies). In the symposium, experiments are presented that try to separate and identify the processes that contribute to specific priming effects by systematically varying different parameters of the priming paradigm (e.g., stimulus materials, type of task, response window) or by using new statistical methods to disentangle the underlying processes.

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Visuelle Kognition im Säuglingsalter
Gudrun Schwarzer
Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft
Justus-Liebig-Universität Giessen
Wie Säuglinge innerhalb des ersten Lebensjahres visuelle Informationen nutzen, um ihr Wahrnehmen und Handeln auf die Objekte ihrer Umwelt auszurichten, soll Thema des Symposiums sein. Zum einen werden fundamentale Wahrnehmungsleistungen angesprochen, die ein Erkennen von Objekten im natürlichen Kontext ermöglichen. So wird Ruxandra Sireteanu (Universität Frankfurt, MPI Frankfurt) darlegen, inwieweit Säuglinge sich an anderen visuellen Elementarmerkmalen orientieren als Kleinkinder und Erwachsene. Michael Kavsek (Universität Bonn) wird darüber berichten, wie sich bei der Objekterkennung im Säuglingsalter Komplettierungsprozesse im Sinne subjektiver Konturen vollziehen. Wie Säuglinge von dargebotenen Objektansichten auf neue Ansichten generalisieren, erläutern Cornelia Groß und Gudrun Schwarzer (Friedrich-Miescher-Laboratorium, Universität Giessen) an einem besondern Objekt, nämlich dem menschlichen Gesicht. Zum anderen wird im Symposium herausgearbeitet werden, wann und wie Säuglinge Objekte als integriert in eine Handlung verstehen. Hierbei wird es im Beitrag von Beate Sodian, Barbara Schöppner (Universität München) und Sabina Pauen (Universität Heidelberg) um das frühe Verstehen von Handlungsrollen (Geben-Nehmen) gehen. Gisa Aschersleben, Tanja Höfer und Petra Hauf (MPI München) befassen sich des weiteren damit, unter welchen Bedingungen Säuglinge verstehen, dass eine Handlung zielgerichtet ist. Sabina Pauen (Universität Heidelberg) wird schließlich aus methodischer Sicht analysieren, inwieweit das häufig verwendete Blickpräferenz-Paradigma aufgaben- und altersspezifisch ausgewertet und interpretiert werden muss.

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Blickbewegungen und Sprachverarbeitung
Lorenz Sichelschmidt
Linguistik
Universität Bielefeld
Die Messung von Augenbewegungen, eine in der Wahrnehmungspsychologie gut etablierte Forschungsmethode, ist in den vergangenen Jahren mit Erfolg auch auf die Untersuchung höherer kognitiver Prozesse der Verarbeitung sprachlicher Äußerungen angewendet worden. Vor allem im Rahmen des psycholinguistischen "visual world"-Paradigmas, bei dem der Bezug von Elementen einer sprachlichen Äußerung auf Elemente einer visuellen Szene im Mittelpunkt steht, haben sich Blickbewegungen als Indikatoren struktureller, konzeptueller und referenzieller Verarbeitungsprozesse bewährt. Jedoch ist das Potential, das die Aufzeichnung von Augenbewegungen für ein tiefer greifendes Verständnis des menschlichen Umgangs mit Sprache bietet, bei weitem nicht ausgeschöpft. So können Blickbewegungen sowohl Explanans als auch Explanandum sein. Dieses Symposium zielt darauf ab, das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten von Blickbewegungsmessung zur Untersuchung von Sprachproduktion und Sprachverstehen auf den unterschiedlichen linguistischen Ebenen auszuloten; es soll ein Forum zur Diskussion damit verbundener Probleme theoretischer und methodischer Art sein. Dazu werden exemplarisch Arbeiten vorgestellt, die unterschiedliche, sich jedoch ergänzende Aspekte der auf Blickbewegungen gestützten psycholinguistischen Forschung thematisieren: Hörnig et al. erörtern den Einfluss der syntaktischen Struktur eines Satzes auf die Art und Weise, wie man ihn liest. Knöferle et al. untersuchen in einem "visual world"-Experiment die Disambiguierung mehrdeutiger Sätze. Sichelschmidt et al. rekonstruieren den Nachvollzug von Perspektivenwechseln anhand von Blickbewegungen. Walberer et al. befassen sich mit der Frage, wie Leser eines Texts mit affektiven und konzeptuellen Inkohärenzen umgehen. Dobel et al. untersuchen anhand von Blickbewegungen den Einfluss der Ereignishaftigkeit, und Belke et al. thematisieren die Altersabhängigkeit von Sprachproduktionsprozessen.

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Verarbeitung von Gesichtern
Siegfried L. Sporer
Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft
Justus-Liebig-Universität Giessen
In diesem Symposion werden Studien zu Verarbeitungsmechanismen für Gesichter unbekannter und bekannter Personen vorgestellt. Es wird davon ausgegangen, dass sich schon im Laufe der frühen Entwicklung eine Wahrnehmungsexpertise herausbildet, die besonders für die Verarbeitung von aufrecht dargebotenen Gesichtern als grundlegend angesehen wird. Inversionseffekte stehen daher bei mehreren dieser Untersuchungen im Vordergrund. Die erste von Schwarzer, Schenk und Huber analysiert den Zusammenhang von Blickverhalten und der Wiedererkennensleistung aufrechter und invertierter Gesichter. Die beiden nächsten Studien von Gehrke, Dogan, Henning und Sporer sowie von Sporer und Davids untersuchen die Wiedererkennensleistungen von Gesichtern unterschiedlicher ethnischer Gruppen sowie von Pferdeköpfen. Diese beiden Untersuchungen gehen von der Annahme aus, dass Inversion vor allem die Verarbeitung vertrauter Stimuli beeinträchtigt. Auch die Experimente von Schwaninger, Schumacher, Wallraven und Bülthoff gehen auf den Inversionseffekt ein und thematisieren, inwiefern Gesichtererkennung ansichtsabhängig ist. Als theoretische Grundlage wird ein auf Key-Frames basiertes Computermodell herangezogen. Die Studie von Carbon und Leder geht der Frage nach, wie stabile Repräsentationen von Objekten und Gesichtern auf der Grundlage sich ständig ändernder Einzeleindrücke geformt und durch neue Beobachtungen flexibel verändert werden können. In der Studie von Knappmeyer, Giese und Bülthoff wird festgestellt, ob der Karikatureffekt, der bisher vor allem mit statisch dargebotenen Gesichtern nachgewiesen wurde, auch bei dynamischer Verarbeitung von Gesichtern auftritt. Der theoretische Hintergrund der verschiedenen Arbeiten reicht von der Annahme der Repräsentation in einem multi-dimensionalen Raum und allgemeinen Modellen der Objektwahrnehmung bis zu spezifischeren Modellen mit engerem Gültigkeitsanspruch.

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Emotionen im Gehirn - Einblicke mittels der funktionellen Kernspintomographie
Rudolf Stark
Klinische und Physiologische Psychologie
Justus-Liebig-Universität Giessen
Moderne bildgebende Verfahren und dabei insbesondere die funktionelle Kernspintomographie bieten die Möglichkeit bestehende Emotionstheorien im Lichte neurobiologischer Grundlagen neu zu bewerten. Die funktionelle Kernspintomographie hilft dabei aufgrund ihrer hohen räumlichen Auflösung diejenigen Hirnstrukturen zu bestimmen, die bei der Verarbeitung von emotionalen Stimuli beteiligt sind. Im Symposium werden sowohl inhaltliche als auch methodische Fragestellungen thematisiert. Inhaltlich wird untersucht, inwiefern sich Gesunde und Zwangspatienten unterscheiden, wenn sie mit ekligen, allgemein Angst auslösenden und spezifisch Angst/Zwang auslösenden Bildern konfrontiert werden (Anne Schienle). In einem anderen Beitrag (Axel Schäfer) wird verglichen, inwieweit emotionsspezifische Befunde vom Stimulusmaterial abhängen (szenische Bilder vs. Bilder emotionaler Gesichtsausdrücke). Einen anderen Zugang der Emotionsinduktion, nämlich mittels emotionsbedeutsamer Wörter, wählt die Untersuchung von Cornelia Herbert. In einer weiteren Studie (Monika Sommer) wird der Einfluss von Emotionen auf die automatische und kontrollierte Informationsverarbeitung untersucht. Schließlich thematisiert ein Beitrag (Markus Junghöfer) den wichtigen methodischen Aspekt der globalen Skalierung in der Auswertung funktioneller kernspintomographischer Daten, der offensichtlich enorme Auswirkungen besonders in den für emotionale Verarbeitung relevanten Hirnregionen hat.

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Ease and Else: Kognitive Gefühle als metakognitive Cues
Christian Unkelbach
Psychologisches Institut
Universität Heidelberg
Das vorliegende Symposium beschäftigt sich mit den experientiellen Begleiterschienungen von kognitive Prozessen, so genannten „kognitiven Gefühlen“. In der kognitiven Psychologie werden diese Phänomen unter dem Label von Familiaritäts- oder Fluenzeffekten behandelt, in der Sozialpsychologie als Leichtigkeits-Effekte und in der Metakognitionsforschung als Urteile über Lernen und Erinnern. All diesen Paradigmen liegt zugrunde, dass das Ergebnis eines kognitiven Prozesses (z.B. Erinnern, Wahrnehmen, Lernen) durch das Gefühl, wie dieser Prozess abläuft, systematisch beeinflusst werden kann. Das begleitende Gefühl wird als metakognitiver Cue genutzt. Wir halten Argumente für überzeugender, wenn wir sie leicht generieren können, wir beurteilen Personen eher als bekannt, wenn wir ihren Namen leicht verarbeiten können und wir glauben, dass wir einen Gedächtnisinhalt erinnern werden können, wenn uns damit verknüpfte Information leicht einfällt. Im Symposium sollen zum einen empirische Arbeiten zu den Einflüssen solcher auf Urteile und Entscheidungen vorgestellt werden; zum anderen soll diskutiert werden, ob diese Effekten aus verschiedenen Bereichen der Psychologie sich in einen gemeinsamen theoretischen Rahmen fassen lassen. Die theoretischen Fragen sollen dabei sein: Wie und wann entstehen solche kognitiven Gefühle, wann finden wir die Effekte auf Urteile und Entscheidungen, und wie lernen wir die ökologischen Validitäten dieser Gefühle, z.B. dass Ereignisse die wir leicht erinnern häufig oder vor kurzen geschehen sind?

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Early Visual Processing - Data, Theory and Models
Felix Wichmann
Empirische Inferenz für maschinelles Lernen und Wahrnehmung
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Tübingen
Typically early visual processing is thought to be accomplished in (relatively) independent processing "channels" whose properties closely mimic those of cortical simple cells found in the first cortical stage V1 in monkeys. Thus, in effect, early vision is thought to be a quasi-wavelet decomposition of the image falling on the retinae followed by a more-or-less complicated nonlinearity and a peak or maximum detector at the decision stage. In this symposium we examine the limitations of such models and argue that they are inadequate to describe human visual performance. Bruce Henning (Oxford) and Felix Wichmann (Tübingen) demonstrate the shortcoming of the linear channels model using classic space-time coincident masking studies. Günter Meinhardt (Münster) and Thorsten Hansen (Gießen) explore the profound influence of context on visual processing even in so-called simple stimulus configurations thought to probe early visual areas. Gregor Rainer (Tübingen) examines how simple visual features are extracted from natural scenes using single cell data. Christoph Zetzsche (Bremen), finally, provides arguments from natural scene statistics and nonlinear neural modelling that demonstrate the shortcomings of the linear-filter-plus-nonlinearity idea so prevalent in much of today´s visual science.

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