Forschergruppe
Auge

A4 Objektwahrnehmung während glatter Augenfolgebewegungen

Prof. Dr. Dirk Kerzel, Dr. Doris Braun, Prof. Karl Gegenfurtner, Ph.D.

Primaten können ein bewegtes Objekt durch glatte Augenfolgebewegungen (GAF) in der Stelle des schärfsten Sehens, der Fovea, behalten. Dazu muss das visuelle System zwei Probleme lösen: Zum einen muss die Information über die Augenbewegung mit der Information über die retinale Bewegung verrechnet werden. Zum anderen muss derjenige Reiz, der mit den Augen verfolgt werden soll, durch eine Aufmerksamkeitsverlagerung ausgewählt werden. Es soll untersucht werden, welche Konsequenzen diese beiden Anforderungen für die Objektwahrnehmung haben. Dazu sollen die Wahrnehmungsschwellen für verschiedene Objektattribute während GAF untersucht werden. Es ist zu unterscheiden zwischen Attributen, die für die GAF relevant sind, und solchen, die nicht unmittelbar relevant sind. Beispielsweise sind die Position und die Bewegung eines Objektes für die Steuerung der GAF direkt relevant, während dies für die Form und die Farbe des Objektes nicht zutrifft. Eine getrennte Untersuchung dieser Attribute ist motiviert durch separate neuronale Verarbeitungswege für die verschiedenen Objektattribute und durch die Beobachtung, dass Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Dimensionen (Position, Farbe, Form, etc.) gerichtet werden kann. Die Frage ist, ob es Einbußen bei der Verarbeitung der einzelnen Attribute während GAF gibt. Wir verfolgen die Hypothese, dass während GAF die Aufmerksamkeit an den Zielreiz gebunden ist,diese Bindung aber nur die aufgabenrelevanten Attribute betrifft. Daher sollten die Wahrnehmungsschwellen nur für Position und Bewegung auerhalb des Zielreizes, also in der Peripherie, erhöht sein.