Forschergruppe
Auge
Periode I
B5

B5 Aktive haptische Wahrnehmung

Dr. Knut Drewing

In den hier geplanten Experimenten soll weiterführend der für aktive haptische Wahrnehmung zentralen Frage nachgegangen werden, in welchem Zusammenhang exploratorische Bewegungen, dabei generierte Signale und Wahrnehmungsinhalte stehen. Insbesondere soll die Hypothese optimaler Exploration bei aktiver haptischer Wahrnehmung (Klatzky & Lederman, 1999) in quantitativen Untersuchungen auf verschiedenen Ebenen weiterführend verfolgt und expliziert werden. Ergebnisse der ersten Projektphase demonstrieren bereits deutliche Einflüsse parametrischer Variationen exploratorischer Bewegungen auf die haptische Wahrnehmung und Signalverarbeitung, die qualitativ konsistent mit Prinzipien optimaler Signalverarbeitung sind und einen deutlichen Spielraum für eine Optimierung der Wahrnehmung durch Bewegungssteuerung bieten. Korrelative Teilergebnisse belegen zudem, dass Explorateure ihre Bewegungen tatsächlich auf ein Wahrnehmungsziel hin optimieren können. Für das kommende zweite Jahr der ersten Projektphase ist – gemäß Antrag – eine erste experimentelle Überprüfung der Optimalität spontaner Exploration anhand gezielter Manipulationen der Beziehungen zwischen exploratorischen Bewegungen und den Signalen in einer visuo-haptischen Integrationsaufgabe vorgesehen.

Im Fortsetzungsprojekt sollen diese Untersuchungen systematisch erweitert werden. Erstens sollen die Ideen und Schlussfolgerungen des Vorgängerprojektes, die auf der Untersuchung in einer virtuellen Realität simulierter Stimuli basieren, an natürlichen Stimuli weiter überprüft werden. Dabei sollen gerade solche Stimulusdimensionen untersucht werden, für deren Wahrnehmung die haptische Modalität als ausgezeichnet angenommen wird (Textur, Weichheit). Zweitens soll untersucht werden, wie sich Erfahrungen mit der Wahrnehmungssituation auf die spontane Steuerung exploratorischer Bewegungen auswirken und in welchem Zusammenhang diese zur Wahrnehmung stehen. Hier lässt die Hypothese optimaler Exploration für unbekannte Situationen eine systematische Anpassung der Bewegung hin zu einer Optimierung der Wahrnehmung auf verschiedenen Ebenen (Stimulusset, Stimulus) erwarten. Drittens sollen die Betrachtungen auf dynamische Parameter der Exploration (zeit-räumliche Erstreckung) erweitert werden. Im Fokus steht hier die dynamische Signalverarbeitung bei Stimuli mit sich wiederholender Information (Textur, Neigung, Reibung), für die (abnehmende) Redundanzgewinne mit zunehmender Exploration erwartet werden können, und dabei die spontane Steuerung von Bewegungen in Abhängigkeit vom Verlauf der Redundanzgewinne.